Köln 06.–09.11.2025 #artcologne2025

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Das Unangepasste lag ihm am Herzen

Er war einer der renommiertesten Sammler in Deutschland. Nun ist Harald Falckenberg kurz nach seinem 80. Geburtstag gestorben. Die ART COLOGNE trauert um einen geschätzten Partner.

Der Sammler Harald Falckenberg (1943-2023). Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Was für ein Leben: Harald Falckenberg, der große Kunstsammler und -mäzen, hat als Jurist den Widerspruch gesucht. Das Kontroverse, Unangepasste, Subversive: Alles war für ihn in der Kunst präsent.

Der langjährige Hamburger Verfassungsrichter erwarb ab den 1990er Jahren bis in die Gegenwart über 2400 Werke und trug sie in der Hansestadt zu einer der größten privaten Sammlungen Deutschlands zusammen.

Sie ist nun sein Erbe.

Falckenberg, der noch Anfang Oktober seinen 80. Geburtstag feierte, verstarb nur einen Monat später am 6. November. Mit ihm verliert die Kunstszene einen emphatischen Beweger, der tief in das Denken der von ihm verehrten Künstlerinnen und Künstler eintauchen wollte; der als Unternehmer aber immer auch wirtschaftlich klug und vorausschauend handelte. So setzte er früh auf Jonathan Meese, den er in den Anfangsjahren seiner Karriere vorbehaltlos unterstützte. Von anderen Künstlern, die Falckenberg begeisterten wie Paul McCarthy oder Martin Kippenberger, sammelte er zusammenhängende Werkreihen, die das jeweilige Œuvre konsequent begleiten.

Sein Tod reiße „eine Lücke, deren Ausmaß wir derzeit kaum erahnen können“, erklärte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Er war eine wirkliche Ausnahmeerscheinung und ein großartiger Mensch. Auch wenn sein Wirken weiter strahlt – die Kunstwelt wird ohne ihn eine andere sein.“

Die Sammlung Falckenberg in den Deichtorhallen in Hamburg.

Seit 2011 gehört die Sammlung Falckenberg zu den Deichtorhallen in Hamburg. Foto: Henning Rogge

Obsessivität schätzte er ebenso wie ironisch gefärbte Abgründigkeit

Dabei kam Harald Falckenberg erst spät zur Kunst. Da war er schon fünfzig und als Unternehmer erfolgreich, grub sich jedoch gleich tief in die Materie und interessierte sich für alles, was ab den 1980er Jahren kritisch politisch die Gegenwart reflektierte.

Witzig durfte es ebenfalls sein, Obsessivität schätzte er ebenso wie ironisch gefärbte Abgründigkeit. Kein Wunder, dass er neben Kippenberger bald Richard Prince, Hanne Darboven, Albert Oehlen und Mike Kelly für sich entdeckte. Über 500 Namen prägen die Sammlung Falckenberg, die er ab 1999 in Hamburg-Harburg in den Phoenix Fabrikhallen immer wieder in neuen Zusammenhängen zeigte.

„Mit großer Leidenschaft hat er eine der bedeutendsten Sammlungen der Gegenwartskunst aufgebaut, die Hamburger Kunstszene geprägt und andere für die Kunst begeistert", bilanziert Brosda jene Zeit. Tatsächlich hat dies viel mit Falckenberg selbst zu tun, seiner Lust an der Überzeugung, dem überbordenden Temperament eines Kunstbegeisterten, der andere in seinen Bann zu ziehen vermochte. Und immer ging es darum zu verstehen, was die Künstler zu ihrer Arbeit antrieb.

Die vom Künstler Jonathan Meese gestalteten Räume in der Sammlung Fal-ckenberg.

Die vom Künstler Jonathan Meese gestalteten Räume in der Sammlung Fal-ckenberg. Foto: Henning Rogge

Die Fachzeitschrift “ARTnews” zählte ihn zu den 200 wichtigsten Sammlern überhaupt

Seine Vorträge und Diskussionen kulminierten 2012 in einer Gesprächsreihe in der Berliner Volksbühne. „Aus dem Maschinenraum der Kunst“ war der Titel jener Reihe, und wieder ging es darum, die Gedankenwelt der Kreativen aufzusaugen und öffentlich darüber zu debattieren. Die internationale Fachzeitschrift “ARTnews” zählte ihn zwischen 1999 und 2013 in ihrem jährlichen Ranking mehr als ein Dutzend Mal zu den 200 wichtigsten Sammlern überhaupt.

2009 ehrten ihn der Bundesverband Deutscher Galerien und Editionen (BVDG) gemeinsam mit der Koelnmesse als einen der wichtigsten Sammler während der Messe mit dem ART COLOGNE-Preis. Zwei Jahre später vereinbarte Falckenberg mit den Hamburger Deichtorhallen eine Übergabe: Seine Sammlung ist nun als Dauerleihgabe sowohl in der Institution als auch in den Phoenix Hallen präsent.

Ein ungeheures Vermächtnis, inspiriert von der Passion eines Einzelnen, der die Kunstszene der vergangenen Jahrzehnte auf einzigartige Weise mitgestaltet hat.