Köln 06.–09.11.2025 #artcologne2025

DE Icon Pfeil Icon Pfeil
DE Element 13300 Element 12300 EN

Das war die ART COLOGNE 2023

45.000 Besucher und Verkäufe bis in den siebenstelligen Eurobereich.

Isa Genzkens Interpretation der Büste von Nofretete auf dem Stand der Galerie Buchholz. Photo: Koelnmesse /ART COLOGNE © Koelnmesse

Kennen Sie das Stendhal-Syndrom?

Benannt ist es nach dem Schriftsteller, dem Anfang des 19. Jahrhunderts bei einem Florenzbesuch vor lauter Kunst schwindelig wurde. Stendhal notierte in sein Tagebuch, er befände sich „in einer Art Ekstase,“ hätte „starkes Herzklopfen“ und fühlte sich überwältigt von angenehmen Sinneseindrücken, wie ein Verliebter, „der Ohnmacht nah."

Am Schluss der ART COLOGNE mag sich manch eine der 45.000 Besucherinnen und Besucher aus 68 Ländern ähnlich gefühlt haben – schließlich buhlten Tausende Werke von Hunderten Künstlerinnen und Künstlern um unsere Aufmerksamkeit, vom Impressionismus bis zur Gegenwart, von der afrikanischen Maske bis zur KI. Dabei hat sich die traditionsreiche Messe doch eigentlich konzentriert, verkürzt auf vier knackige Tage, auf 170 qualitätvolle Galerien aus dem In- und Ausland und auf zwei besucherfreundliche, luftig und elegant gestaltete Hallen: 11.1 vornehmlich mit Klassikern der Moderne und mit Design und 11.2 vor allem mit Kunst der Gegenwart.

Mit 1,2 Millionen Euro steht ein Werk von Anselm Kiefer bei der Galerie Thaddaeus Ropac an der Spitze der verkauften Werke – es hat nicht geschadet, dass Wim Wenders’ neuer 3D-Film über den Künstler gerade in den Kinos läuft. Kiefers Werk wurde zwar nicht öffentlich gezeigt, aber dafür präsentierte die Galerie, die von Salzburg und Paris aus operiert und dieses Jahr ihr 40. Jubiläum feiert, monumentale Malerei von der großartigen Künstlerin Martha Jungwirth. Eine Skulptur von Tony Cragg wechselte hier für 325.000 Euro den Besitzer, eine Arbeit in Acryl auf Aluminium von Imi Knoebl für 220.000 Euro.

Die ganze Spannbreite der ART COLOGNE zeigte die Berliner Galerie Bastian: Sie vermittelte Renoirs impressionistische „Landschaft mit zwei Figuren“ für 340.000 Euro, während Editionen der britischen Gegenwartskünstlerin Emma Stibbon schon ab 1500 Euro zu haben waren. Die Galerie Buchholz trennte sich von einer herrlichen Nofretete-Skulptur von Isa Genzken, deren Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie gerade am 27. November zu Ende ging – dem 75. Geburtstag dieser großen Künstlerin.

Ein gelungener Mix von internationalen Schwergewichten und jüngeren Galerien sorgte für Abwechslung.

Großes Interesse an der zeitgenössischen Kunst in der Halle 11.2 Photo: Koelnmesse /ART COLOGNE © Koelnmesse

Großes Interesse an der zeitgenössischen Kunst in der Halle 11.2 Photo: Koelnmesse /ART COLOGNE © Koelnmesse

Auf der ART COLOGNE sorgte der gelungene Mix von internationalen Schwergewichten wie etwa Max Hetzler oder Sprüth Magers und jüngeren Galerien wie der Alice Folker Gallery aus Kopenhagen für Abwechslung. Letztere fokussierte ihren Stand auf den dänischen Künstler Frederik Næblerød: Seine skurrilen, in pastosem Material auf Rokoko-Spiegel aufgetragene Grimassen waren für vierstellige Beträge zu haben.

Die weiteste Anreise hatten die Galerien Roslyn Oxley9 aus Australien, Pearl Lam aus Hongkong und Choi&Choi aus Seoul, andere kamen aus New York, Südafrika, Estland, Griechenland oder Portugal. Nach längerer Abwesenheit war die in Zürich und Paris agierende Galerie Kilchmann wieder dabei. Zu ihrem Programm gehört der in Mexiko lebende, belgische Künstler Francis Alÿs, der während der Messewoche mit dem Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig ausgezeichnet wurde. Der ART COLOGNE-Preis ging in diesem Jahr an Walther König – und damit erstmals an einen Buchhändler und Verleger.

Galerien vermitteln epochen- und medienübergreifen – unter anderem an Museen.

Die Düsseldorfer Galerie Ludorff vermittelte Malerei von Karin Kneffel und reservierte eine bronzene Pietà von Käthe Kollwitz – mit einem Preisschild von 150.000 Euro – für ein Museum. Werke von Marc Chagall und Horst Antes fanden bei der Galerie Utermann aus Dortmund schon am Tag der Vernissage ihre Abnehmer, während der Hamburger Thole Rotermund etwa ein Nolde-Aquarell für einen sechsstelligen Betrag verkaufte.

DIE GALERIE aus Frankfurt zeigte eine hochkarätige Solopräsentation von Marino Marini. Foto: Koelnmesse /ART COLOGNE © Koelnmesse

DIE GALERIE aus Frankfurt zeigte eine hochkarätige Solopräsentation von Marino Marini. Foto: Koelnmesse /ART COLOGNE © Koelnmesse

Im Bereich der Moderne ist außerdem DIE GALERIE aus Frankfurt hervorzuheben, die eine museumswürdige Einzelausstellung mit Grafik und großen Skulpturen von Marino Marini präsentierte (für Preise bis knapp zwei Millionen Euro). In den Dreißigerjahren hatte der italienische Bildhauer den Bamberger Reiter gesehen – eine lebenslange Inspiration. Das Motiv des Reiters in seiner Kunst über die Jahrzehnte zu verfolgen, immer freier und expressiver, ist ein kunsthistorischer Hochgenuss. Marino Marinis Reiter schaut in den Himmel und staunt, dabei verbiegt er sich immer mehr, ja, man hat das Gefühl, er würde staunend in Ohnmacht fallen. Fast so, als hatte das Stendhal-Syndrom auch ihn ergriffen.