Dreimal Happy Birthday!
70 Jahre, das ist in der schnelllebigen Kunstwelt ein Alter, das Galerien nicht oft erreichen. Der Galerie Koch in Hannover war das in diesem Jahr vergönnt, im Februar und März feierte sie ihren runden Geburtstag mit einer großen Jubiläumsausstellung. Präsentiert wurde dabei ein repräsentativer Querschnitt ihres Programms, das sich auf Werke der Klassischen Moderne, der Nachkriegskunst und ausgewählte zeitgenössische Positionen konzentriert. Berühmte Namen der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts wie Lyonel Feininger, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner oder Gabriele Münter waren dort ebenso vertreten wie das ZERO-Trio Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker oder die figurative Bildhauerin Susanne Kraisser und der Landschaftsvirtuose Reiner Wagner.
Gegründet am 2. Februar 1955 von dem ursprünglich aus Greifswald stammenden Textilkaufmann und leidenschaftlichen Kunstsammler Bruno Koch ist die Galerie Koch heute die älteste Galerie Hannovers und des Landes Niedersachsen. Unter der Leitung von Jürgen und Angelika Koch, Sohn und Schwiegertochter des Gründers, wuchs sie zu einer festen Größe im norddeutschen Kunsthandel und im Kulturleben der Stadt und heran. Seit Ende der 1970er-Jahre residiert die Galerie in der Königstraße 50, einem Ort, der zum Synonym für Qualität und Tradition, Engagement und Expertise geworden ist. Heute, in dritter Generation, führen die Geschwister Ole-Christian und Petra Koch das Erbe fort und sind seit vielen Jahren auch Aussteller auf der ART COLOGNE.
Zu den Highlights am Stand der Galerie LUDORFF auf der ART COLOGNE zählt Max Liebermanns 1913 entstandenes Gemälde „Strandterrasse in Nordwijk“. Foto: Studio Kukulies, Düsseldorf
Tradition und Innovation
Mit seiner Privatsammlung expressionistischer Kunstwerke legte Rainer M. Ludorff den Grundstein für die Galerie LUDORFF, die am 15. November 1975 an der Düsseldorfer Königsallee ihre Türen öffnete. In der Folge baute er eine Galerie auf, die seitdem die rheinische Kunstszene prägte. Auf musealem Niveau widmet sie sich seitdem dem deutschen Impressionismus und Expressionismus, später kamen die Nachkriegskunst und ausgewählte zeitgenössische Positionen hinzu. Der Galeriegründer hatte das große Glück, dass sein zweitältester Sohn Manuel Ludorff die Leidenschaft für die Kunst teilte. Nach Stationen in London, wo er die Arbeitsweise eines Auktionshauses (Sotheby’s), einer Spitzengalerie (Marlborough Gallery) und eines international gefragten Fotografen studieren konnte, kehrte Manuel Ludorff 2009 nach Düsseldorf, um in der Galerie LUDORFF operative Verantwortung zu übernehmen und einen geordneten Übergang in die Wege zu leiten.
Da Kunst nie stillsteht, sondern neue Generationen von neuen Fragestellungen und Ausdrucksweisen, aber auch innovativeren Vermittlungswegen angesprochen werden, entwickelte Manuel Ludorff die Galerie als Geschäftsführer behutsam weiter. Zu den „Hausheiligen“ wie George Grosz oder Otto Dix gesellten sich Künstlerinnen und Künstler des Informel wie Hans Hartung oder Pierre Soulages, aber auch Zeitgenossen wie Karin Kneffel. Besondere Verdienste erwarb man sich in den letzten Jahren um das Werk von Lotte Laserstein, mit einer Einzelschau und fundierten Monografie. Zum 50. Geburtstag der Galerie LUDORFF lässt man in gleich zwei Jubiläumsausstellungen (die zweite eröffnet am 30. Oktober) diese Positionen in den frisch renovierten und erweiterten Räumlichkeiten auf der Königsallee Revue passieren, ergänzt um ein breitgefächertes Veranstaltungsangebot mit Galerieführungen und Expertengesprächen. „Es macht uns stolz“, sagt Manuel Ludorff, „seit einem halben Jahrhundert herausragende Kunstwerke zu präsentieren und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“ Das geschieht auch auf der ART COLOGNE, wo die Galerie in diesem Jahr u.a. eine hinreißende Strandszene von Max Liebermann („Strandterrasse in Noordwijk (Huis ter Duin)“), die vom legendären Kunsthändler Paul Cassirer 1913 direkt im Atelier des Künstlers erworben wurde, an ihrem Stand präsentieren wird.
Ruth Baumgarte, die Gründerin der Galerie Samuelis Baumgarte in Bielefeld, im Jahr 1988. Foto: Hans-Werner Büscher
Charismatische Gründerin
Ebenfalls ihren 50. Geburtstag feiert die Galerie Samuelis Baumgarte aus Bielefeld, deren Geschichte von einer besonders charismatischen Gründungspersönlichkeit ausging: der Künstlerin Ruth Baumgarte (1923–2013). Ihre Leidenschaft für Zeichnung und Aquarell war beim Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Berlin geweckt worden, nach dem Krieg zog sie dann nach Bielefeld, wo sie heiratete und in den 1950er Jahren die „Fabrikwelten“ der Wirtschaftswunderzeit einfing. Noch wichtiger war ihr die Darstellung weiblicher Rollen im 20. Jahrhundert – als Mutter, Künstlerin und Gesellschaftskritikerin verflocht sie Leben und Werk. Ab den 1980er Jahren wandte sie sich Umweltthemen und sozialen Ängsten zu, bevor ihr Afrika-Zyklus (1984–2004) den internationalen Durchbruch brachte. Reisen durch den Kontinent inspirierten farbenprächtige, utopische Visionen von Veränderung und Konflikt. Museen wie die Albertina in Wien stellten ihre Arbeiten aus; 2023 feierte man ihren 100. Geburtstag mit Retrospektiven.
Parallel dazu hatte sie 1975 die Galerie „Das Fenster“ gegründet, wo sie ihre eigenen Werke sowie Malerei, Grafik, Textil und Keramik weiterer zeitgenössischer Künstler zeigte. 1986 übernahm ihr Sohn Alexander die Leitung der gemeinsamen Galerie, die fortan Samuelis Baumgarte hieß – eine Hommage an familiäre Wurzeln. Unter der Führung von Alexander Baumgarte spezialisierte sich die Galerie auf die Vertretung und Präsentation herausragender Werke weltbekannter Künstlerinnen und Künstler sowie vielversprechender zeitgenössischer Talente. An ihrem repräsentativen Bielefelder Sitz am Niederwall 10 in Nähe zu Rathaus, Stadttheater und Altem Markt, schafft sie so eine lebendige Verbindung zwischen künstlerischer Tradition und innovativer Gegenwart. Ihr Anliegen ist es, den Dialog zwischen den Epochen zu fördern, was auch die Jubiläumsausstellung „The Weimar Era – Arts of the Weimar Republic“ (bis 15.11. 2025) beweist. Über 100 Werke aus dieser bewegten Zeit sind zu sehen, darunter Otto Dix, Käthe Kollwitz, Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann, Paul Klee oder Rudolf Schlichter, aber auch Wiederentdeckungen wie DODO (Dörte Clara Wolff) und Fritz Schaefler. Und einige davon werden sicherlich auch die Reise zur ART COLOGNE antreten.