Frischer Wind aus Übersee
Das erste Mal, dass wir auf einer Messe in Europa vertreten sind
James Ulmer, Solance, 2022, Flashe-Farbe auf Leinwand, 101,6 x 121,92 cm, ©The Pit
13 Stunden dauert es von Los Angeles nach Köln – eine Strecke, auf die sich Adam D. Miller und Devon Oder schon jetzt freuen.
„Wir werden nicht nur das erste Mal an der ART COLOGNE teilnehmen“, sagt Miller. „Es ist sogar das erste Mal, dass wir mit unserer Galerie auf einer Messe in Europa vertreten sind.“ Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er seit 2014 in Glendale, im Norden von L.A., die Galerie "The Pit". Was den Kunstort besonders macht, ist die Perspektive, mit der Miller und Oder ihre Ausstellungen kuratieren: Als Künstler teilen sie die Sicht der Kreativen – sie wissen, was eine Galerie leisten muss, um Raum für Entfaltung und Kollaboration zu geben.
Heute vertreten sie gefragte Namen wie die Keramikkünstlerin Jennifer Rochlin und den Maler James Ulmer, bekannt für seinen poppigen, kindlich-expressiven Stil. Letzteren werden die beiden auch auf der ART COLOGNE präsentieren.
Porträt James Ulmer, 2022 © The Pit
Über die Jahre ist "The Pit" zu einem Szenetreffpunkt geworden. Zu Vernissagen strömen Kunstkenner aus der ganzen Stadt nach Glendale – und das, obwohl die Gegend abseits des Arts Districts von Downtown liegt.
Dass Miller und Oder ein Gespür für spannende Standorte haben, beweisen sie auch mit ihrer ersten Dependance, die vergangenen Sommer eröffnete. Als die amerikanischen Blue-Chip-Galerien ihren Sammlern am Höhepunkt der Pandemie in die Luxus-Feriendomizile nach Aspen und East Hampton folgten, zog es Miller und Oder in die Wüste – genauer gesagt nach Palm Springs. Hier haben sie einen zweiten Ausstellungsraum aufgebaut, der Platz für experimentelle Projekte bietet.
Von der Teilnahme an der Messe in Köln erhofft sich das Duo, sein vielfältiges Programm auch in Europa bekannt zu machen. „Wir freuen uns schon darauf, Kontakte zu europäischen Sammlern und Kuratoren zu knüpfen“, sagt Miller.
Medienkunst für den eurpäischen Kunstmarkt
Manfred Mohr, P3010_5, 2020-2021, Farbstoffsublimation auf Aluminium, 43 x 43 x 5 cm © bitforms gallery
Mit ähnlichen Erwartungen reist auch Steven Sacks, der Gründer der New Yorker Bitforms Gallery nach Köln. Seit 20 Jahren gehört er mit seiner Galerie zu den Experten auf dem Feld der Medienkunst. Er vertritt New-Media-Vorreiterinnen wie die Amerikanerin Claudia Hart und den türkischen KI-Shootingstar Refik Anadol.
Nach mehreren Jahren Auszeit kehrt er im Herbst nach Köln zurück. Im Gepäck hat er Arbeiten von Manfred Mohr und Björn Schülke, zwei deutschen Digitalpionieren. „Bislang hatten wir noch nicht die Möglichkeit, diese beiden Künstler zusammen zu präsentieren“, erklärt Galeriedirektorin Valerie Amend. „Wir sind gespannt darauf, wie ihre Arbeiten im Zusammenspiel wirken.“
Schülke, ein gebürtiger Kölner, wird auf der Messe neue Skulpturen präsentieren. Der Clou? Sie werden von Solarzellen betrieben. Mohr, 1938 in Pforzheim geboren, wurde mit computergenerierten Zeichnungen berühmt. In Köln werden Gemälde zu sehen sein, die er mit seinem neusten Algorithmus kreiert hat.
Newcomer im klassischen Medium der Malerei
Matthew Hansel, As Above, So Below As For Love? No One Knows, 2022, Öl auf Leinwand, 178 x 114 cm © The Hole
Ebenfalls aus New York kommt das Team von "The Hole": Die Belegschaft rund um Galeristin Kathy Grayson hat seit der Gründung 2010 eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Auf ihrer Künstlerliste befinden sich Newcomer wie der amerikanische Künstler Alex Gardner, dessen surreal anmutende Gemälde von Schwarzen Menschen hoch im Kurs stehen.
Im Frühjahr 2021 eröffnete Grayson, die ihre Karriere unter dem legendären Kunsthändler Jeffrey Deitch begann, zusätzlich zum Hauptstandort auf der Bowery eine zweite Galerie in Tribeca. Seit Februar ist "The Hole" sogar bicoastal vertreten mit einer neuen Dependance in Los Angeles.
Der Messestand als Ort für Begegnungen und Inspiration
Matthew Hansel, The Land Our Love Burns Will Remain Black For Years to Come, 2022, Öl auf Leinwand, 152 x 122 cm© The Hole
Nach Köln bringt Kathy Grayson den für die Galerie typischen Flair mit: Malerei, die Optimismus und Spaß am Medium versprüht.
„Wir freuen uns darauf, nach der Pandemie endlich wieder in Köln zu sein“, sagt Galeriemanagerin Charlotte Grüssing. „Den Online-Kunstmessen fehlte es an der unmittelbaren Begegnung und der Möglichkeit, die Kunst von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Ich denke, die Leute kennen unsere Galerie als einen kuratorisch ambitionierten Ort, an dem man neue Talente entdecken kann.“
Im Zentrum der Präsentation werden daher in diesem Jahr die poppigen Gemälde des jungen Malers Matthew Hansel stehen. Eine Farbtherapie also, die Köln im grauen November gut gebrauchen kann.
Text: Laura Storfner