Frosch oder Adler?
Wohl kein deutscher Juwelier bewegt sich so elegant und gekonnt auf der Schnittstelle zwischen Bildender und Angewandter Kunst wie das Atelier Georg Hornemann aus Düsseldorf. An der Kunsthistorie und genauer Naturbetrachtung geschulte Kreativität verbindet sich hier mit handwerklicher Virtuosität und schafft in seinen besten Momenten moderne Kunstkammerobjekte.
Das 1973 vom Goldschmied Georg Hornemann gegründete Unternehmen, das dieser seit vielen Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Alexander Hornemann führt, ist weit mehr als ein herkömmlicher Juwelier in bester Lage. Davon zeugen zahlreiche Preise, Ausstellungen und Buchveröffentlichungen, in denen Hornemann als einer der wenigen großen Meister des Kunsthandwerks in Deutschland gewürdigt wird. Erinnert sei nur an die Einzelausstellung „objets d’art“ 2012 im Lehmbruck-Museum in Duisburg, die den Hornemann-Arbeiten endgültig Kunstcharakter zugestand.
Der Messe in Köln ist Hornemann seit langem verbunden, seine Auftritte auf der inzwischen eingestellten Cologne Fine Art waren stets ein Ereignis. Nun ist er Teil von „Art + Object“, einer kleinen, aber feinen neuen Sektion der ART COLOGNE, die Kollaborationen von Angewandter Kunst und Zeitgenössischer Kunst präsentiert.
Ausgewählt wurden die vier Teilnehmer erstmals vom Beirat der Messe, um nicht nur eine hohe Könnerschaft sicher zu stellen, sondern auch einen echten Bezug zur Gegenwartskunst. Für Hornemann ist dieses Crossover kein neues Terrain, 2010 kollaborierte das Atelier erstmals mit dem belgischen Künstler Kris Martin, später folgten Partnerschaften u.a. mit der US-Künstlerin Rita McBride und Sissel Tolaas.
Thomas Grünfeld (*1956) ist Professor für Bildhauerei in Düsseldorf und wird auch von der Galerie Wentrup vertreten. Foto: Wentrup
Für die diesjährige ART COLOGNE entschied sich Hornemann für eine Wiederaufnahme der art collaboration mit Thomas Grünfeld, die bereits 2017 unter dem Titel „Himmel und Aäd“ in eine originelle Ringskulptur mündete.
Grünfeld, der als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf lehrt, passt nicht nur wegen der regionalen Nähe bestens zu Hornemann. Er teilt auch dessen Passion für die Wunder der Natur. Für „misfits“, einer seiner bekanntesten Werkgruppen, setzte Grünfeld Teile von professionell hergestellten Tierpräparaten zu realistisch wirkenden Mischwesen zusammen, etwa Hybriden aus Wellensittich und Küken, Fuchs und Katze.
In eine ähnliche Richtung weist das gemeinsam mit Hornemann entwickelte Projekt eines Ringes, der mit den Motiven Adlerkopf, Froschkörper und Katzenschwanz spielt. Diese Figurationen sind nicht willkürlich gewählt, sondern werfen grundlegende Fragen nach dem menschlichen Dasein auf.
Für den amerikanischen Psychologen Wayne Dyer war die Entscheidung „Bin ich Frosch oder Adler?“ nahezu existenziell. Er war der Überzeugung, dass jeder Mensch die Wahl habe, welcher der beiden Kategorien er angehören möchte. Will er permanent sein Los beklagen und das Leben stets „aus der Froschperspektive“ betrachten oder möchte er zu den Adlern gehören, die sich emporschwingen und ihre Flugbahn nach ihrem Ziel ausrichten? Eine Frage, die sich auch für den Betrachter des Rings stellt und ihn auffordert, über seine Lebensentscheidungen zu reflektieren.
Realisiert wurde der Ring in brüniertem Silber mit vergoldetem Schnabel und von Edelsteinen (Turmalin, Peridot, Aquamarin) besetzten Augen. Der Frosch-Korpus wurde jeweils in den Farben Grün, Gelb oder Lila lackiert, so dass es insgesamt drei Ausführungen des Rings gibt. Jede der Variationen erscheint in einer Edition von 6.
Am Stand (C204) in Halle 11.1. ist er gemeinsam u.a. mit einem spektakulären Spinnenring von Georg Hornemann und einigen der „mis-fits“ von Thomas Grünfeld ausgestellt.