Gekochte Wolle und Katzenhaar
Ganesha (Detail), Ostindien, Pala-Dynastie, 11. bis 12. Jahrhundert n. Chr., Phyllit. Höhe 45 cm, Courtesy Michael Woerner, Hong Kong, © Schanze Fotografie, Dusseldorf
„Wunderkammer auf Zeit“, so sah sich die Cologne Fine Art & Design (Cofad) zuletzt. Das Kölner Aushängeschild für Kunst und Antiquitäten konnte auf eine fünf Jahrzehnte umfassende Erfolgsgeschichte zurückblicken, unter wechselnden Namen und Konzepten. Nun fängt mit der „ART + OBJECT“ als Untersektion der ART COLOGNE eine neue Ära an.
Sebastian Jacobi, ©Arndt Sauerbrunn, Düsseldorf
Kuratiert wird sie vom Designspezialisten Sebastian Jacobi, der 2019 selbst zum ersten Mal auf der Cofad ausgestellt hatte und auch beim Neustart mit seiner Design- und Antiquitäten-Galerie Meinweiss Home mit ins Boot steigt. Der Schwerpunkt liegt auf angewandter Kunst, wozu Jacobi Design, Asiatika, Außereuropäischer Kunst und Schmuck zählt. Der Fokus auf die Standgestaltung soll verstärkt werden, als Ort der Inspiration für die eigenen vier Wände.
Handverlesene Qualität
Kinetischer Ring, Gallopade, Entwurf Georg Hornemann 2020, 35 mm, Diamanten, Weißgold 750, ©: Georg Hornemann KG, Berlin, Foto: Martin Klimas
Die geringere Größe der Messe in der Messe hat natürlich eine Reduktion der teilnehmenden Galerien zur Folge. Dafür kann man sich bei den 16 Auserwählten auf die Qualität verlassen. Schmuckspezialist Georg Hornemann etwa bringt Kinetische Ringskulpturen aus Diamanten, Saphiren und Gold im fünfstelligen Preisbereich mit.
Zeitloses Design mit architektonischer Referenz
Meinweiss aus Bad Ems haben es neben Sesseln des Wiener Modernisten Josef Hoffmann zeitlose Stühle von Asnago & Vender angetan. Das Hauptthema der italienischen Architekten war der Städtebau. Vor allem in Mailand haben sie ihre Spuren hinterlassen. Ihre Möbel spiegeln ihre architektonische Philosophie wider: Die Oberflächen sind unterbrochen von leeren Räumen, das Material hält sich dezent zurück. Außerdem im Gepäck: Eine abstrakt anmutende Vase in Form einer Kugel von BBPR, einer 1932 gegründeten italienischen Architektengruppe.
Asiatische Skulpturen und außergewöhnliche Materialien
Jochum Rodgers aus Berlin setzt auf eine Sonderschau von Sofie Dawo. Die 1926 geborene Textilkünstlerin kochte Wolle, um sie für dreidimensionale Werke verwenden zu können. Allein das Material mit seinen Eigenschaften bestimmte ihre Arbeiten, die den Gestaltungsprinzipien von ZERO und Informel nahestanden.
Dierking aus Zürich teilt sich den Stand mit Michael Woerner aus Bangkok/Hong Kong.
Zu früher, asiatischer Kunst aus der Robert & Alice Piccus Collection aus San Francisco, darunter Skulpturen der Gottheit Ganesha, gesellen sich neue Werke von Per Kesselmar, Otto Boll und Christiane Löhr, die bei Florenz und in Köln lebt. Die Bildhauerin nahm auf Einladung von Harald Szeemann bereits 2001 an der 49. Biennale von Venedig teil.
Christiane Löhr, Gebirge, 2021, Efeusamen, Höhe: 16 x 69 x 30 cm, ©Atelier Christiane Löhr, Köln, Courtesy Dierking, Zurich
Die Meisterschülerin von Jannis Kounellis an der Düsseldorfer Akademie benutzt für ihre hinreißenden Plastiken in der Tradition der Arte Povera vergängliche Materialien wie Samen, Disteln, Baumblüten, Pusteblumen oder Katzenhaar und fügt sie zu wundersamen Architekturen zusammen. Viele in Glaskästen, um die Arrangements vor Luftzügen und abrupten Handbewegungen zu schützen. Eine Herausforderung für Sammler? Keineswegs, wenn diese nicht in allzu vielen Generationen denken, sagt Löhr. „Hundert Jahre halten die auf jeden Fall.“
Text: Alexandra Wach