KünstlerInnenstars auf der ART COLOGNE - Teil I
Im Idealfall bleibt eine Kunstmesse als "Museum auf Zeit" im Gedächtnis: als ein Ort, an dem man Werke von Weltrang entdecken kann, bevor sie in Privatsammlungen wandern. Hört man sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der ART COLOGNE um, stehen die Vorzeichen gut, dass auch die diesjährige Ausgabe dank ihrer Highlights in Erinnerung bleiben wird.
Jannis Kounellis, Ohne Titel, 1961, Tempera, Bleistift und Collage, (Karton) auf Papier 69,1 x 99,7 cm, Foto: Galerie Karsten Greve, Courtesy Galerie Karsten Greve Köln Paris St. Moritz
Einer, der mit beeindruckenden Positionen im Portfolio aufwartet, ist der Kunsthändler Karsten Greve. Seit den Siebzigerjahren ist er als Galerist aktiv; heute betreibt er Standorte in Köln, Paris und St. Moritz. Früh präsentierte er weltbekannte Namen wie Jannis Kounellis, John Chamberlain und Louise Bourgeois, zu denen er enge Freundschaften pflegte. Der intellektuelle Austausch mit Kunstschaffenden und ihren Werken zieht sich durch seine Karriere. So ist es ihm zu verdanken, dass Künstlerinnen und Künstler, die heute aus der Geschichte kaum wegzudenken sind, außerhalb der USA Fuß fassen konnten. Er war der erste Galerist, der Louise Bourgeois 1990 eine Ausstellung in Europa widmete und sie auf dem europäischen Markt etablierte.
Meisterwerke von exklusiver Provenienz als Beleg der Freundschaft
Louise Bourgeois, The Welcoming Hands, 1996, Bronze mit Silbernitratpatina, poliert Ed. 2/3, 17,7 x 88,9 x 43,1 cm, unten gestempelt: LB 2/3 MAF 2010 BOUR-10429, © The Easton, Foundation, New York, Foto: Christopher Burke, New York, Courtesy Galerie Karsten Greve Köln Paris St. Moritz
Wie innig die Beziehung zwischen Künstlerin und Galerist war, zeigt die Geschichte hinter einem Werk, das Greve nun in Köln präsentiert: Bei Bourgeois' „Welcoming Hands“ (1996) handelt es sich um eine Bronze mit Silbernitratpatina in limitierter Auflage von drei signierten Exemplaren, die Greve direkt von der Künstlerin kaufte.
Die Bronzeplastik zeigt drei Hände, die in einer intimen Willkommensgeste miteinander verbunden sind. Doch es handelt sich nicht etwa um die Hände eines Modells, das für Louise Bourgeois posierte. Die Bronze ist als Selbstporträt zu verstehen – Bourgeois nutzte ihre eigenen Finger als Vorbild und gab jede Ader, jede Linie, jedes Fältchen wieder. Das Werk lässt sich somit nicht nur als Zeichen für Gastfreundschaft deuten, es erlaubt auch, einer der größten Künstlerinnen der Nachkriegszeit nahe zu kommen, die einem buchstäblich die Hand reicht.
Das Werk der international rennomierten Künstlerin Leiko Ikemura schafft Referenzen zwischen Ost und West.
Leiko Ikemura, Trees out of Head, 2015 (Entwurf) / 2019 (Guss), Bronze, patiniert, Ed. 2/5 25 x 32 x 20 cm, unten signiert und nummeriert: Ikemura 2/5, S-15/19-01-B-II, © Leiko Ikemura, Foto: Jörg von Bruchhausen, Berlin, Courtesy Galerie Karsten Greve Köln Paris St. Moritz
Unmittelbar berühren können einen auch die Arbeiten der Künstlerin Leiko Ikemura, die Greve ebenfalls in Köln zeigt.
Mit Keramiken, Gemälden, Glas und Bronzeplastiken schafft Ikemura ein Universum, in dem Referenzen an die westliche Kunstgeschichte und japanische Tradition zusammentreffen. Auch ohne die Bezüge zu entschlüsseln, möchte man in ihre Leinwände eintauchen und sich als Betrachter zwischen den sanften Farben verlieren.
Ikemura versteht es, Seelenlandschaften zu kreieren, denen man sich nicht entziehen kann.
Die Galerie Bastian kuratiert Werke von Damien Hirst, Emil Nolde und Joseph Beuys zu einem „radikalen“ Dialog
Emil Nolde, Meer mit zwei Dampfern, ca. 1930, Aquarell auf Japanpapier, 33,5 x 45,2 c m (gerahmt) © Nolde Stiftung Seebüll, Courtesy: Galerie Bastian Berlin
Ähnlich mitreißend wirken die Seestücke von Emil Nolde, die am Stand der Galerie Bastian angeboten werden.
Mit expressiven Farben fing Nolde immer wieder Ebbe und Flut, Wogen und Wellen ein. Ganz gleich ob sich die Gischt bedrohlich aufbäumt oder als friedliche Schaumkrone auf der Wasseroberfläche tanzt, Nolde griff zum Pinsel und fand Ausdrucksformen für die Naturgewalt. Viele seiner Aquarelle entstanden im nordfriesischen Seebüll, wo er von den Zwanzigerjahren bis zu seinem Tod 1956 direkt am Deich wohnte.
Mit Nolde und dessen Betrachtung des Meeres kennt sich das Team rund um Aeneas Bastian, der die Galerie seit 2016 leitet, aus. Ihm ist viel daran gelegen, Noldes Kunst zu präsentieren und gleichzeitig die dunklen Kapitel seiner Biografie, die Verstrickungen in die Ideologie der Nationalsozialisten, nicht auszublenden.
Damien Hirst Unicorn – The Dream is dead 2005, Skulptur aus Silbermünzen (Groschen) Glasbehälter, Wasser, 251 x 142 x 60 cm, Edition: 3 + 1 AP, Edition no.: AP, © VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy: Galerie Bastian Berlin
Neben Nolde zeigt Bastian auch ein seltenes Objekt von Joseph Beuys und eine Skulptur von Damien Hirst.
Aeneas Bastian
Galerie Bastian
Text: Laura Storfner