Köln 06.–09.11.2025 #artcologne2025

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Neu debattieren

Das neue Talks-Programm der ART COLOGNE hat die Kuratorin Micaela Dixon entwickelt. Sie legt den Fokus auf Internationalität und intensiveren Diskurs.

Micaela Dixon im Porträt

Die kanadische Kuratorin Micaela Dixon verantwortet das neue Talks-Programm auf der ART COLOGNE. Foto: Fabrice Schneider

Das Talks-Programm der ART COLOGNE entwickelt sich weiter. Micaela Dixon verantwortet ein neues Konzept, das den Fokus auf Internationalität und intensiveren Diskurs legt. Die kanadische Autorin und Kuratorin ist Direktorin der Brüsseler Galerie KIN. Zuvor war sie im Artist Liaison Team bei Hauser & Wirth und arbeitete für Fogo Island Arts, eine Organisation für zeitgenössische Kunst an der Ostküste Neufundlands und Labradors.

Wie unterscheidet sich das neue Talks-Programm vom alten?

Der Hauptunterschied zwischen dem letztjährigen und dem diesjährigen Talks-Programm liegt im Format, wobei sich der Fokus auch auf diskursivere Gespräche verlagert hat. Zuvor fanden alle Talks live auf der Messe statt, was die Teilnehmerzahl und die geografische Vielfalt der Gäste einschränkte. Dieses Jahr wird nur ein Talk live auf der ART COLOGNE stattfinden, während die übrigen aufgezeichnet und online im ART COLOGNE Journal sowie auf Spotify, Apple Music und anderen Podcast-Plattformen zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht es uns, ein viel breiteres Publikum anzusprechen – sowohl geografisch als auch hinsichtlich der Interessen – und ein Programm zu erstellen, das auf Abruf erlebt werden kann.

Durch die Umstellung auf dieses hybride Format konnten wir Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Denker:innen einladen, die nicht alle in Europa ansässig sind, wodurch das Programm globaler und zugänglicher wird. Außerdem ermöglicht es tiefergehende Gespräche, anstatt durch die Einschränkungen einer Live-Veranstaltung begrenzt zu sein. Insgesamt soll das neue Format eine nachhaltige Auseinandersetzung mit den diskutierten Ideen fördern und dem Publikum Zeit zum Zuhören, Wiederholen und Nachdenken geben. Gleichzeitig soll der Diskurs der ART COLOGNE in das breitere Feld der internationalen Kunstkritik und –wissenschaft integriert werden.

Welche thematischen Schwerpunkte möchten Sie setzen?

Das diesjährige Vortragsprogramm ist eine Kooperation mit TEXTE ZUR KUNST, und die Podcast-Reihe greift das Thema zum 35-jährigen Jubiläum der Zeitschrift auf: „Ohne Kritik gibt es keine Kunst.“ Fragen zur Rolle und Relevanz des kritischen Diskurses im Kunstmarkt sind aktueller denn je. Das Programm legt den Schwerpunkt auf Gespräche, die die Rolle des kritischen Denkens in der zeitgenössischen Kunst untersuchen und erforschen, wie Reflexion, Debatte und Analyse die künstlerische Praxis heute prägen.

Das Cover der September-Ausgabe von TEXTE ZUR KUNST

Das in Berlin erscheinende Kunstmagazin TEXTE ZUR KUNST ist der Kooperationspartner für das diesjährige Talks- und Podcastprogramm. Foto: TEXTE ZUR KUNST

Vielfältige Stimmen

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Magazin TEXTE ZUR KUNST, das ja in Köln gegründet wurde?

Die Zusammenarbeit ergab sich ganz natürlich. Wir sprachen darüber, gemeinsam ein Panel zum Thema „schlechte Kritik“ zu veranstalten. Ich hielt dies für eine humorvolle Art, Kunstkritik mit all ihrer Hybris, Albernheit und gelegentlichen Absurdität zu betrachten. Etwa zu dieser Zeit schlug einer der Redakteure vor, einige frühere Artikel aus der Zeitschrift als Grundlage für die Diskussionen zu verwenden, und ich fand die Idee großartig!

Als ich das Panel entwickelte, wurde mir klar, dass TEXTE ZUR KUNST sich bereits seit Jahren intensiv mit diesem Thema befasst hatte – erstmals im März 2002 mit der Ausgabe „Verriss“. Dieser Begriff wird nicht oft verwendet, aber wenn, dann weiß man, dass er hart ist. Und später, im September 2023, kehrten sie mit der Ausgabe „Rezensionen“ zu dem Thema zurück. Anstatt dies als Einschränkung zu betrachten, empfanden wir es als Gelegenheit, auf einem bestehenden Ideenschatz aufzubauen und eine Diskussion zu initiieren, die im laufenden Diskurs von TEXTE ZUR KUNST Anklang finden könnte.

TEXTE ZUR KUNST ist eine hoch angesehene Publikation mit internationaler Leserschaft, die durch die Veröffentlichung in deutscher und englischer Sprache gestärkt wird. Dieser zweisprachige Ansatz gewährleistet eine weite Verbreitung der Ideen und Debatten und macht die Zeitschrift zu einem zentralen Bezugspunkt der zeitgenössischen Kunstkritik.

Welche Kriterien gab es für die Auswahl der Gäste?

Mir war es besonders wichtig, Künstler:innen, Kurator:innen und Denker:innen zusammenzubringen, die sich mit zeitgenössischer Kunst im Dialog mit sozialen, kulturellen und geopolitischen Kontexten auseinandersetzen. Die Vorträge zielen darauf ab, Fragen zu erörtern wie: Wie beeinflusst Kritik die Art und Weise, wie Kunst produziert und rezipiert wird? Wie tragen verschiedene Regionen und Gemeinschaften zum globalen Diskurs über zeitgenössische Praxis bei? Und wie können interkulturelle Perspektiven traditionelle Narrative in der Kunst hinterfragen oder erweitern? Der thematische Schwerpunkt liegt insgesamt darauf, das Zusammenspiel von Kunst und Kritik hervorzuheben und Gespräche zu fördern, die sowohl rigoros als auch inklusiv sind und ein internationales Publikum ansprechen.

Können Sie einige Namen nennen?

Natürlich! Ich freue mich sehr, so vielfältige Stimmen zusammengebracht zu haben. Wir werden Künstlerinnen und Künstler hören, die mit unterschiedlichen Medien arbeiten, Kuratorinnen und Kuratoren, die mit innovativen Ausstellungsformaten experimentieren, und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Kunstgeschichte mit kritischer Theorie verbinden. Die Reihe umfasst beispielsweise Gespräche mit Anna Kornbluh, Manuel Borja-Villel, Daniel Hug, Tim Griffin, Alexandra Mir, John Miller und Maurin Dietrich sowie mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, Kuratorinnen und Kuratoren sowie Denkerinnen und Denkern, deren Arbeiten sich direkt mit sozialen und politischen Kontexten auseinandersetzen oder die Rolle der Kritik in der heutigen Kunst reflektieren. Besonders interessant war es, in diesen Gesprächen auf frühere Ausgaben von TEXTE ZUR KUNST zurückzukommen, egal ob sie 1990 erschienen sind oder aus diesem Jahr. Themen, die vor 10 oder 20 Jahren relevant waren, rücken oft wieder in den Vordergrund und regen im heutigen Kontext zu erneuter Reflexion und Debatte an. Dies entspricht auch der Longue-durée-Perspektive, die Texte zur Kunst seit seiner Gründung pflegt. Diese Gespräche sind gründlich, zugänglich und inspirierend geworden und bieten neue Einblicke in die Schnittstelle zwischen kreativer Praxis und kritischem Denken auf internationaler Ebene.

Autorin: Alexandra Wach

Hören Sie die neue Folge von FAIR ENOUGH by ART COLOGNE & TEXTE ZUR KUNST presented by Micaela Dixon

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