Köln 07.–10.11.2024 #artcologne2024

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Runde Geburtstage - Teil 1

Auf der diesjährigen ART COLOGNE gibt es einige Jubiläen zu feiern, zum Beispiel 40 Jahre Galerie Thaddaeus Ropac und 50 Jahre Galerie Baronian.

Thaddaeus Ropac vor dem Werk „Blick aus dem Fenster“ von Georg Baselitz

Thaddaeus Ropac vor dem Werk „Blick aus dem Fenster“ von Georg Baselitz, 1982 © Barbara Gindl/ Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac

Der Beginn der 1980er Jahre markierte eine Aufbruchstimmung für die Kunst aus dem deutschsprachigen Raum.

Künstler wie Georg Baselitz, Joseph Beuys, Anselm Kiefer und Sigmar Polke erlangten zunehmend internationale Anerkennung, ihre Werke wurden in großen Museumsausstellungen in New York und London oder auf der Biennale in Venedig gezeigt.

In dieser Zeit beschloss der 23jährige, aus dem österreichischen Klagenfurt stammende Thaddaeus Ropac eine Galerie in Salzburg zu gründen, die diese Entwicklungen widerspiegeln sollte. Ropac hatte ursprünglich selbst Künstler werden wollen, doch eine kurze Zeit der Assistenz bei Joseph Beuys hatte ihm vor Augen geführt, dass das für ihn nicht der richtige Weg war. 1983 eröffnete er die Galerie Thaddaeus Ropac, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert und heute mit Dependancen in London, Paris, Salzburg und Seoul zu den weltweit führenden Galerien für zeitgenössische Kunst gehört.

Das Kunstwerk „Embrace III“ von James Rosenquist

Das Kunstwerk „Embrace III“ von James Rosenquist , „Embrace III“, 1983 © Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac

Meine erste Galerie war wirklich provinziell

Die Anfänge waren bescheiden, wie Thaddaeus Ropac anlässlich eines früheren Jubiläums seiner Galerie berichtete: „Als Andy Warhol 1984 in meine Mini-Galerie nach Salzburg gekommen ist, war er entsetzt. Meine erste Galerie in der Kaigasse 40 war wirklich provinziell, ich habe mir nicht einmal passende Rahmen leisten können. Auch Joseph Beuys, der meinen Lebensweg so nachhaltig beeinflusst hat, rümpfte die Nase. Ich war wirklich künstlerischer Underground. Ich habe damals so gut wie nichts verkauft. Aber wichtige Leute waren da.“

Dank dieser wichtigen Künstlerkontakte und einer guten Nase für kommende Entwicklungen expandierte die Galerie schnell. Damals in Österreich noch unbekannte amerikanische Künstler wie Jean-Michel Basquiat, Julian Schnabel und Keith Haring gehörten zu den ersten Einzelausstellungen der neuen Galerie. Ebenso gelang es dem jungen Galeristen wichtige deutsche und österreichische Positionen wie Georg Baselitz, Joseph Beuys, VALIE EXPORT und Maria Lassnig in seinem Programm zu verankern.

Mit den Jahren wurde das Programm zunehmend weiblicher

1990 eröffnete Ropac eine Dépendance in Paris und untermauerte damit seinen Anspruch, eine wichtige Rolle im zunehmend globaler werdenden Kunstmarkt spielen zu wollen. Heute ist Paris der wichtigste Standort der Galerie, neben der Hauptgalerie in Marais werden auch 4700 Quadratmeter große Hallen im Vorort Pantin bespielt, die 2012 mit einer spektakulären Schau von Anselm Kiefer ihren Betrieb aufnahmen.

Die Galerie Ropac, die mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt und zusätzlich Büros in Hongkong und New York unterhält, vertritt heute einige der gefragtesten Künstler der Welt wie Antony Gormley, Georg Baselitz oder Roberto Longo. Sie hat es geschafft, mit der Entwicklung Schritt zu halten und jüngere Stars wie Daniel Richter und Adrian Ghenie an sich zu binden.

Mit den Jahren wurde das Programm zunehmend weiblicher und internationaler, unter den vertretenen Künstlern finden sich aktuell auch Namen aus Kaschmir, Pakistan und Südkorea. Zum Galerie-Jubiläum im August in Salzburg bekannte Thaddaeus Ropac gegenüber dem „Handelsblatt“ überraschend, dass er es heute leichter fände, eine Galerie zu führen als vor 40 Jahren: „Die Kunst war im Elfenbeinturm, es gab eine gewisse Exklusivität. Heute kann jeder sich daran beteiligen und es gibt eine große Neugier. Wir haben heute eine Diversity und Offenheit, die es in den 1980er-Jahren so nicht gab.“

„Ancient Copses“ von Dean Monogenis

Auf der ART COLOGNE zeigt die Galerie Baronian „Ancient Copses“ von Dean Monogenis, 2022 © Courtesy Galerie Baronian

Auf ebenfalls beeindruckende 50 Jahre Galeriengeschichte kann Albert Baronian zurückblicken. Der 77jährige Belgier gründete 1973 eine Galerie zunächst in seiner privaten Wohnung in Brüssel, die von Anfang an auf Avantgarde-Positionen setzte: „Was mich motivierte, war die Tatsache, dass ich mich vor einem Werk wiederfand, das mir Fragen stellte, die ich nicht sofort erfassen und verstehen konnte“, verriet er im Sommer in einem Interview mit dem Online-Magazin Widewalls.

Insbesondere Künstler der Arte Povera wie Alighiero e Boetti, Mario Merz, Giulio Paolini und Gilberto Zorio präsentierte er dem einheimischen und, wie in Belgien üblich, auch internationalem Publikum. Im Rückblick bezeichnet er die Begegnungen und Gespräche mit den Künstlern als die wichtigste Triebfeder seines Handelns: „Eine Strategie hatte ich eigentlich nie, ich hasse dieses Wort.“

Installationsansicht

Installationsansicht der von Albert Baronian kuratierten Jubiläumsschau „Quinquagesimum“ in der Fondation CAB. © Fondation CAB

Innerhalb weniger Jahre avancierte die Galerie Albert Baronian (die ursprünglich Delta hieß) zu einer der führenden Adressen für zeitgenössische Kunst in Europa, zugleich engagierte sich der Galerist aktiv für den Kunststandort Brüssel, etwa als Präsident des Galerienverbandes und Mitinitiator der Art Brussels.

In einer großen Jubiläumsschau in der Fondation CAB zeigt er aktuell unter dem Titel „Quinquagesimum“ 33 künstlerische Positionen, die einen besonderen Moment in seiner Galeristenlaufbahn markieren. Zu sehen sind u.a. Werke von Lynda Benglis, Daniel Dezeuze, Gilbert & George, Bernd Lohaus und Olivier Mosset. Damit sind sowohl Künstler vertreten, die er in einer frühen Phase entdeckt hat und die dann später zu größeren Galerien wechselten, als auch Künstler, die seine Galerie noch immer vertritt. Auffällig ist, dass dabei so gut wie keine figurative Kunst zu sehen ist.

Auch wenn Albert Baronian inzwischen offen mit dem Aufhören liebäugelt und weniger Ateliers besucht als früher, gibt es jedoch immer noch jüngere Positionen, die bei ihm einen Aha-Effekt auslösen. So widmete die Galerie Baronian parallel zu ihrer Jubiläumsschau der jungen belgischen Malerin Yann Bronder eine erste Einzelausstellung. Das Loslassen fällt also nicht ganz so leicht.