Köln 06.–09.11.2025 #artcologne2025

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Von Utopia an den Rhein

In dem halben Jahrhundert ihres Bestehens hat die SmithDavidson Gallery mehrfach die Richtung gewechselt. Zu Ihren Spezialisierungen gehört heute die Kunst der australischen Aborigines. Der Neuzugang zeigt sie zum ersten Mal auf der ART COLOGNE.

Johnny Warangkula Tjupurrula, Water and Tucker (1972), 76 x 91 cm, Courtesy SmithDavidson Gallery

Johnny Warangkula Tjupurrula, Water and Tucker (1972), 76 x 91 cm, Courtesy SmithDavidson Gallery

Der Sammelbegriff „Kunst der Aborigines“ führt eigentlich in die Irre. Dahinter verbergen sich Hunderte von Sprachgruppen, die Australien vom tropischen Norden bis zum gemäßigten Süden überspannen – und natürlich auch eine breite Vielfalt an Kunstpraktiken. Der jeweilige Stil unterscheidet sich, je nachdem aus welcher Region das Kunstwerk stammt und welche Sprache dort gesprochen wird. Die meisten zeitgenössischen Produktionen sind deshalb an der Gemeinschaft zu erkennen, in der sie geschaffen wurden.

Das teuerste versteigerte Kunstwerk stammt von Clifford Possum Tjapaltjarri

Emily Kame Kngwarreye, My Country (1994), 90 x 84 cm, courtesy SmithDavidson Gallery

Emily Kame Kngwarreye, My Country (1994), 90 x 84 cm, courtesy SmithDavidson Gallery

In Europa gibt es bisher nur einen Ort, der der Kunst der Aborigines gewidmet ist: die 2018 eingeweihte Fondation Opale in Lens, Schweiz.
Das hindert aber bedeutende Museen, wie etwa die Tate Modern, nicht daran, verstärkt Ressourcen für ihre Kunstsammlungen der Aborigines bereitzustellen. Es sind Schritte, die auch den weltweiten Verkauf ankurbeln. Das teuerste jemals versteigerte Kunstwerk stammt von Clifford Possum Tjapaltjarri. Sein Gemälde „Warlugulong“ (1977) kaufte 2007 für 2,4 Millionen AUD (2,1 Millionen USD) die National Gallery of Australia.

Große Kunstsammlung der australischen Aborigines

2019 erkannte schließlich die Großgalerie Gagosian den Trend. In ihrer Ausstellung, „Desert Painters of Australia“ zeigte sie Leinwände voller Punkte, labyrinthartiger Linien und intensiver Farben, die an topografische Karten erinnerten. Und auch die 1969 nach ihrem amerikanischen Besitzer als Leslie Smith Gallery in Den Haag gegründete, heute unter dem Namen SmithDavidson Gallery aktive Galerie, mit Sitz in Amsterdam, Mexico City und Miami, kann neben Werken von Gerhard Richter, Fernando Botero, Miroslav Tichy oder Banksy auf eine große Kunstsammlung der australischen Aborigines zurückgreifen.

Warlimpirrnga Tjapaltjarri, Marrawa (2019), 137 x 152.5 cm, courtesy SmithDavidson Gallery

Warlimpirrnga Tjapaltjarri, Marrawa (2019), 137 x 152.5 cm, courtesy SmithDavidson Gallery

Die Leslie Smith Gallery war noch auf die niederländische Malerei des 19. Jahrhunderts spezialisiert. Als Smiths Sohn David 1990 die Leitung übernahm, legte er den Fokus auf die moderne und zeitgenössische Kunst des 20. Jahrhunderts. Seine Frau Gabriëlle Davidson gesellte sich 2007 dazu. Gemeinsam zog man im gleichen Jahr nach Amsterdam und nahm den Namen SmithDavidson Gallery an. Nach einer Reise nach Australien begann das Paar seit 2006 mit dem Sammeln der Kunst der dortigen Aborigines.

„Zu der Zeit handelte ich überhaupt nicht mit zeitgenössischer Kunst, also kamen wir tatsächlich über zeitgenössische Kunst der Aborigines dazu, mit zeitgenössischer Kunst zu handeln. Heute besitzen wir wahrscheinlich eine der größten Sammlungen der Welt. Jeder Künstler, den Sie beispielsweise in der Gagosian-Show gesehen haben, vertreten wir mit seiner Arbeit, und zwar mit mindestens der gleichen Qualität. Wir haben also die hochwertigsten zeitgenössischen Kunstwerke der Aborigines im Angebot.“

David Smith
SmithDavidson Gallery

Und die erkennt man gleich an ihren noch ungewohnt klingenden Namen, wie etwa die Malerin Makinti Napanangka, oder Kudditji Kngwarreye, der 1928 in Utopia geboren wurde, einer Gemeinde in der östlichen Wüste. Er ist einer der Ältesten der Anmatyerre-Sprachgruppe und ein wichtiger Hüter der sogenannten Dreamings, eines totemistischen Kunstwerks, das einer Stammesgruppe oder einer Einzelperson gehören kann.

Text: Alexandra Wach